In 5 Jahren zum Milliarden-Unternehmen: Das Kölner Start-up DeepL hat das geschafft. Wie der Weg dorthin aussah, was die App überhaupt kann und wie die deutsche Unicorn-Landschaft aktuell aussieht.
Was für eine Nachricht: Das Übersetzungstool DeepL ist seit Neuestem eine Milliarde Dollar wert und damit das erste Unicorn aus Köln. Ein Unicorn ist nämlich ein Start-up, das diese magische Grenze noch vor dem Exit oder IPO erreicht. Lange Zeit waren in Deutschland solche Unternehmen Mangelware – doch jetzt scheint sich der Wind zu drehen. Die Geschichte hinter DeepL ist dabei genau so faszinierend wie das Programm selbst.
Ganz einfach: Mit Investor:innen. Die gab es zuvor schon zuhauf, unter anderem den Big Player Benchmark. Doch erst mit den neuesten Investments aus den USA von IVP und Bessemer sowie dem europäischen Risikokapitalgeber Atomico konnte das Unternehmen die Milliarden-Marke knacken. Dies bestätigte zunächst der Kölner Stadt-Anzeiger aus unternehmensnahen Quellen. Doch bevor diese Schwergewichte in das Kölner Start-up einstiegen, musste natürlich einen langer Weg gemeistert werden.
Der Vorläufer
2009 wurde Linguee gegründet. Moment, geht es hier nicht um DeepL? Richtig, aber die beiden Firmen gehören eng zusammen. Linguee selbst ist nämlich ein besonderes Übersetzungstool – statt direkter 1-zu-1-Übersetzungen stellt die Seite einen großen Korpus an Fallbeispielen zur Verfügung, wie verschiedene Ausdrücke in tatsächlichen Veröffentlichungen bereits übersetzt wurden.
Der Startschuss
So entsteht auf dieser Basis ein beeindruckendes Datenset, das es in sich hat – und gleichzeitig der Startschuss für DeepL. 2017 gründet schließlich Dr. Jaroslaw Kutylowski den Übersetzungsdienst DeepL, der die Kenntnisse von Linguee als Grundlage für einen KI-gesteuerten Ansatz nutzt.
Der Hype
Mittlerweile ist DeepL nicht nur das erste Kölner Unicorn, sondern laut KStA auch eine der 100 am meisten aufgerufenen Websites der Welt (Quelle). Beeindruckende Zahlen, für die es auch ein beeindruckendes Team geben muss: 400 Mitarbeitende sind mittlerweile für DeepL tätig.
Als Gründer und CEO ist Dr. Jaroslaw Kutylowski eine der wichtigsten Zutaten im großen Erfolg von DeepL. So wirklich zu fassen bekommt man den Mann hinter dem Unicorn aber nicht – auf Events lässt er sich trotz des großen öffentlichen Interesses kaum blicken und auch Interviews sind Mangelware. Da lässt wohl jemand lieber die übersetzten Worte für sich sprechen.
So viel ist aber doch über ihn bekannt:
Nach einem PhD in Computer Science an der Universität Paderborn ging es für Kutylowski zunächst als Technology Manager zu Vodafone, um im Anschluss knapp 4,5 Jahre bei Andagon in Köln im Software Development tätig zu sein. Von 2012 bis 2017 übernahm er schließlich den Posten als Chief Technology Officer bei Linguee – und dann eben ab 2017 die Stelle als CEO und Founder bei DeepL.
Wer sich einmal ein Bild von der verschwiegenen Art des Gründers machen könnte, darf in das interessante Interview der Gründerszene mit Kutylowski reinschauen.
DeepL ist ein Übersetzungstool der besonderen Art. Die zugrundeliegende KI-Technologie lässt gruseliges Google Translate-Kauderwelsch noch gruseliger aussehen. Das Ziel von DeepL ist eine maximal niedrige Fehlerquote – und genau dafür wurde der Dienst bereits mehrfach als bester seiner Kategorie ausgezeichnet.
Wer DeepL nutzt, gibt wahlweise ein Wort, einen Satz oder gleich ein ganzes Dokument in das Suchfeld ein – und erhält auf der anderen Seite eine in den allermeisten Fällen druckfertige Übersetzung. Diese kann nun noch mit Hilfe von Synonymhilfen angepasst werden. Wer sich mit einem Profil einloggt, kann sogar favorisierte Übersetzungen für bestimmte Ausdrücke markieren und so doppelte Arbeit sparen. Und auch die DeepL-AI lernt fleißig mit.
Wie das Ganze funktioniert? Eine Basis von neuronalen Netzen sammelt die Informationen und kann sie passend auslesen. Für Non-Techniker*innen kaum vorstellbar, die Ergebnisse können sich aber mehr als sehen lassen.
Bisher ist DeepL für 29 Sprachen verfügbar und laut eigenen Angaben bis zu sechs Mal präziser als ähnliche Dienste. Dabei gibt es sowohl eine kostenfreie Online-Version als auch das Abo-Modell DeppL Pro, das einen größeren Umfang an Übersetzungen pro Monat und mehr Personalisierungen ermöglicht.
Für Einzelnutzer:innen und Teams gibt es Modelle in Kosten von 5,99€/Monat bis zu 19,99€.
Neugierig? Einfach losübersetzen.
800 Unicorns gibt es aktuell auf der Welt, 20 davon kommen aus Deutschland. Von diesen haben wiederum die allermeisten ihren Sitz in Berlin, Platz 2 geht an München – und ansonsten stehen mit Chemnitz und Köln noch weitere Städte auf dem Plan. Aus einer anderen Ära an Start-ups kann auch Trivago als Unicorn aus NRW gezählt werden. Abgesehen davon sieht es hier aber dünn aus. Bei der lebhaften Start-up-Landschaft der Region rechnen wir aber täglich mit dem nächsten großen Ding. Wir halten euch auf dem Laufenden!
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