Mit ihrem Album „BRAT“ löst Charli XCX online den BRAT Girl Summer aus – und das ganze Internet wird knallgrün. Wieso dieses popkulturelle Moment auch Marken und Marketing etwas lernen kann.
„Brat“ heißt so viel wie „Göre“ und ist damit 2024 nicht etwa eine kompromittierende Bezeichnung für (junge) Frauen, sondern eine positive Selbstzuschreibung. Das hängt alles mit der Veröffentlichung des sechsten Albums der britischen Pop-Musikerin Charli XCX zu tun. Titel: „Brat“. Design: knallgrün und so simpel wie von Paint. Sound: Club-Beats und Synth-Pop.
Aus diesen Bestandteilen entsteht eine ganz eigene Ästhetik, die für einen rebellischen, sorglosen, maßlosen Lifestyle steht. Charli selbst sagt, ein „Brat“ sei eine Person, „eine Packung Kippen, ein BIC-Feuerzeug und ein weißes Riemchen-Top ohne BH“ haben würde. Damit steht dieses unordentliche Bild im Kontrast zur „Clean Girl“-Ästhetik, die oftmals online propagiert wird und durch den “Barbie”-Hype im vergangenen Jahr noch gesteigert wurde.
Schon jetzt ist das zugehörige Album, das im Juni veröffentlicht wurde, Charlis erfolgreichste Platte, schon jetzt ist der „Brat“ Girl Summer” eins der prägenden popkulturellen Ereignisse des Jahres.
Gemeinsam mit anderen (jungen) Ikonen aus der Indie-Bubble bringt Charli XCX „Brat“ vor allem auf Social Media zum globalen Hype, mit Hyper-Pop-Choreos zu Songs wie „Apple“ oder dem größten Hit „360“.
@charlixcx
an apple a day 😉
Welche immensen Auswirkungen popkulturelle Ereignisse wie dieses auf die Gesellschaft haben können, zeigt sich an „Brat“ ziemlich schnell – und an ungewöhnlicher Stelle.
Kurz nachdem der „Brat“-Hype bei TikTok, Instagram & co so richtig durch jegliche knallgrüne Decke ging, stand in den USA ein historisches Ereignis an: Kamala Harris ersetzte den bisherigen Spitzenkandidaten Joe Biden der Demokraten mitten im Wahlkampf. Was das miteinander zu tun hat? Eigentlich nichts.
Und doch ist die Deutungshoheit der sozialen Netzwerke auch für politische und gesellschaftliche Debatten von immer höheren Wert. Nicht umsonst kämpfen auch in Deutschland viele etablierte Parteien bei TikTok gegen die gesichert rechtsextreme AfD – gerade weil, so makaber es klingt, ihre Inhalte nicht so gut für Memes und Algorithmen funktionieren.
Dasselbe Spektakel lässt sich auf der gesamten Welt beobachten – und so natürlich auch in den USA. Donald Trump und seine Republikaner:innen funktionieren online mit ihren vermeintlich einfachen Antworten zu großen Fragen. Oft besser als das Gegenüber. Die Antwort? „Brat“.
Zumindest ein Teil der Antwort, denn es dauert nicht lange, bis online erste Kombinationen aus Kamala Harris‘ Wahlkampf und den Zuschreibungen von „Brat“ kursieren. Selbst Charli stellt fest:
kamala IS brat
— Charli (@charli_xcx) July 22, 2024
Der offizielle Account von Harris nimmt diesen roten Pfaden direkt auf und repostet diverse Memes, Videos und Fotos rund um das „Brat“-Branding. Dabei wird Harris gezeigt, wie sie Schimpfwörter benutzt oder wie ihre Mutter zu ihr sagte „Glaubt ihr alle, ihr wärt von einem Kokospalme gefallen?“. Das geht so weit, dass Kamala Harris den offiziellen Account bei Twitter / X gar mit dem ikonischen giftgrünen Bild schmückt.
Harris lacht herzhaft, macht Tanzschritte, ist eher locker-chaotisch als krampfhaft-steif. „Brat“ eben. Und damit die willkommene und hoffnungsvolle Antithese zu Donald Trump.
Was Harris kann, funktioniert auch für andere auf Marketing-Ebene. Zumindest auf einigen Ebenen.
Weniger Barbie, mehr Göre: Auch Marken können vom “Brat Girl Summer” lernen – und das auf digitalen und analogen Plattformen. Etwas mehr Mut, Witz und Spontanität sind an der Zeit. Wir sind gespannt, wie viele Marken so viel Mumm beweisen wie Kamala Harris.
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